Museumsinsel Gesamtansicht

Rundgang Antike Architekturen

Rundgang durch die monumentalen Architekturexponate im Pergamonmuseum

In der nach dem Masterplan neu gestalteten Hauptebene des Pergamonmuseums erleben die Besucherinnen und Besucher eine intensive Begegnung mit der Antike. In einem eindrucksvollen Rundgang werden sie dort künftig antike Großarchitekturen besichtigen können. Bauwerke aus dem Alten Ägypten, der Kultur Vorderasiens, der griechischen und römischen Antike sowie dem Islam werden in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gezeigt. Wie in keinem anderen Museum der Welt erhält man hier einen Eindruck ihrer Monumentalität. Mit der Ausstellungseinrichtung des Museums für Islamische Kunst und der Antikensammlung wurden die Ausstellungsgestalter neo.studio neumann schneider architekten beauftragt.

© SPK / ART+COM / Pergamonaltar: Fraunhofer IGD, 2016

Virtueller Rundgang

Über das neue Eingangsgebäude, die James Simon Galerie, gelangen Besucher zum Rundgang Antike Architekturen. Zu Beginn durchschreiten sie die Prozessionsstraße von Babylon bis zum Ischtar-Tor. Hinter diesem beginnt mit dem Markttor von Milet die griechische und römische Antike. Besuchern wird der Moment unvergesslich bleiben, in dem sie den überwältigenden Pergamonaltar erblicken. Die ebenso eindrucksvolle Fassade des frühislamischen Wüstenschlosses von Mschatta erwartet Besucher im Nordflügel. Den prächtigen Abschluss des Rundgangs bilden das altägyptische Tempeltor von Kalabscha, der Pyramidentempel des Sahurê und die Götterstatuen des Fürstenpalastes vom Tell Halaf. Sie werden im vierten Flügel zu sehen sein.

Highlights des Rundgangs Antike Architekturen

Highlights des Rundgangs Antike Architekturen

Der Pergamonaltar mit dem monumentalen Sockelfries ist ein Höhepunkt hellenistischer Kunst. Mehr als hundert überlebensgroße Figuren zeigen den Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten. Ein zweiter Fries in einem angegliederten Innenraum erzählt die Legende von Telephos. Errichtet wurde der Pergamonaltar zwischen 175 und 159 v. Chr. In frühbyzantinischer Zeit wurde er zerstört. Bei Berliner Grabungen im kleinasiatischen Pergamon Ende des 19. Jahrhunderts fand Carl Humann zahllose Fragmente des Altars. Aus diesen wurde der Fries in Berlin wieder zusammengesetzt. Die Westseite des Altars mit der Freitreppe wurde rekonstruiert. Von 1994 bis 2004 wurden beide Altarfriese grundlegend restauriert.

Das um 100 n. Chr. entstandene Markttor von Milet vermittelt eindrücklich die Pracht römischer Städte in Kleinasien. Das Tor ist nahezu 17m hoch und 29m breit. Die gut erhaltenen Elemente des durch ein Erdbeben zerstörten Tores wurden bei Berliner Grabungen (1903-1905) geborgen. Beim Wiederaufbau des Markttores im Pergamonmuseum Ende der 1920er Jahre mussten vergleichsweise wenige Bauteile ergänzt werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Markttor von Milet stark beschädigt und in den 1950er Jahren unzulänglich restauriert. Daher wurde es in einer ersten Stufe von 2005 bis 2008 saniert. Weitere Arbeiten erfolgen während der Grundinstandsetzung des Pergamonmuseums.

Unmittelbar nach Beginn der Ausgrabungen in Babylon im Jahre 1899 fand Robert Koldewey hunderttausende von farbig glasierten Ziegelfragmenten. Den Berliner Wissenschaftlern gelang es, aus ihnen eine monumentale Toranlage mit Reliefschmuck zu rekonstruieren – das Ischtar-Tor. Die Wände des Tores sind auf leuchtend blauem Hintergrund mit Reliefs von Wildstieren und schlangenleibigen Drachen geschmückt. Diese sind die Repräsentanten babylonischer Gottheiten Adad und Marduk. Das prunkvoll ausgestaltete Ischtar-Tor wurde in der Regierungszeit des Königs Nebukadnezar II. errichtet (604 – 562 v. Chr.). Als eines von mehreren Stadttoren ist es Teil der Stadtmauer Babylons, die man zu den „Sieben Weltwundern der Antike“ zählte.

Die Prozessionsstraße von Babylon ist in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ischtar-Tor zu sehen. In Babylon selbst ist ihr Verlauf noch auf weite Strecken zu verfolgen. Reich dekoriert war jedoch nur ein Abschnitt von ca. 180 Metern Länge, der von Norden auf das Stadttor zuführte. Im Pergamonmuseum wurde gleichzeitig mit der Errichtung des Ischtar-Tores ein kleiner Abschnitt der Prozessionsstraße in verringerter Breite rekonstruiert. Auf beiden Seiten schreiten Löwen auf blauem Hintergrund. Der Löwe ist das Begleittier der Liebes- und Kriegsgöttin Ischtar. Beim babylonischen Neujahrsfest garantierten die drei göttlichen Wesen Löwe, Drache und Wildstier den Schutz der Festtagsprozession.

Die Fassade des Fürstenpalastes vom Tell Halaf wird künftig den Übergang vom neuen vierten Flügel des Pergamonmuseums zum Vorderasiatischen Museum bilden. Drei monumentale Götterskulpturen erheben sich auf den Rücken von zwei Löwen und einem Stier zu einer Gesamthöhe von ca. sechs Metern. Der späthethitische Palast wurde um das Ende des 9. Jahrhunderts v. Chr. in Nord-Syrien erbaut. Ein Teil der Skulpturen und Reliefs, die der Ausgräber Max Freiherr von Oppenheim geborgen hatte, kam durch Fundteilung nach Berlin. Im Zweiten Weltkrieg wurden die im Tell Halaf-Museum gezeigten Skuplturen beschädigt. Zigtausende Basaltfragmente konnten geborgen und in jahrelanger Arbeit aufwändig restauriert werden.

Das einzigartige Ensemble antiker Großarchitekturen auf der Museumsinsel wird künftig auch das alte Ägypten einschließen. Gezeigt werden die monumentalen Säulen und Architrave vom Hof des Pyramidentempels des Königs Sahu-Rê in Abusir. Der Tempel wurde um 2400 v. Chr. erbaut. Durch Teilung der Funde nach einer deutschen Grabung unter der Leitung von Ludwig Borchardt kamen die Sammlungsobjekte Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin. Sie sollten in einem Neubau am Kupfergraben ausgestellt werden, der aber nicht realisiert wurde. Mit einem Jahrhundert Verspätung finden die Säulen aus dem Säulenhof des Sahu-Rê-Tempels künftig ihren Platz auf der Museumsinsel im vierten Flügel des Pergamonmuseums.

Den monumentalen Eingang zum vierten Flügel des Pergamonmuseums wird das Kalabscha-Tor bilden. Das altägyptische Tempeltor wurde der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1971 von Ägypten geschenkt. Es war ein Dankeschön für die deutsche Beteiligung an der Rettung der vom Bau des Assuan-Staudamms bedrohten nubischen Tempel. In den Reliefbildern des Tores vollzieht der Pharao den Kult vor den altägyptischen Göttern. Laut der Inschriften handelt es sich dabei um den römischen Kaiser Augustus. So wird das Tor zum Monument eines antiken Ost-West-Dialogs.

Das Zeitalter der Antike war vorüber, als im Jahr 743/744 nicht weit von der heutigen Hauptstadt Jordaniens das Wüstenschloss von Mschatta errichtet wurde. Seine überreich geschmückte Fassade von 35m Länge gelangte als Geschenk des Sultans Abdulhamid II. an Kaiser Wilhelm II. nach Berlin. In ihren figürlichen Motiven schlägt sie eine Brücke zwischen der Spätantike und dem frühen Islam. In dieser Dialogfunktion ist sie programmatischer Abschluss und ein Höhepunkt des Rundgangs Antiken Architekturen. Derzeit im Obergeschoss des Südflügels des Pergamonmuseums aufgebaut, wird die Mschatta-Fassade künftig im Nordflügel auf einer Ebene mit den antiken Großarchitekturen stehen.

Zugänge

Der Rundgang auf Hauptebene des Pergamonmuseums wird durch alle vier Flügel und damit durch alle zukünftig darin beheimateten Sammlungen führen. Aus der James-Simon-Galerie, dem neuen Eingangsgebäude, wird er direkt zugänglich sein. Auch über die Zugänge zu den einzelnen Sammlungen wird man zum Rundgang Antike Architekturen gelangen: Man wird ihn sowohl über den neuen Eingangstempietto und die Antikensammlung als auch über die Eingänge zu den Seitenflügeln – dem Nordflügel mit dem Museum für Islamische Kunst und dem Südflügel mit dem Vorderasiatischen Museum – betreten können.