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Vorderasiatisches Museum

Objekte aus rund 7.000 Jahren

Das Vorderasiatische Museum ist eines der weltweit bedeutendsten Museen zur altorientalischen Kunst und Kultur. Es besitzt einzigartige Objekte vom 6. Jahrtausend v. Chr. bis zu den ersten Jahrhunderten n. Chr.. Sein geographischer Spannungsbogen reicht von Uruk über Babylon bis Assur. Zur Sammlung des Vorderasiatischen Museums gehören unter anderem weltbekannte Rekonstruktionen monumentaler Großarchitektur wie das Ischtar-Tor von Babylon. Diese Objekte stammen aus deutschen Ausgrabungen im Zweistromland. Sie verleihen der im Südflügel des Pergamonmuseums präsentierten Sammlung ihre besondere Authentizität.

Präsentation in den Gebäuden

Seit der Eröffnung des „Museums am Kupfergraben“ im Jahre 1930 – heute als Pergamonmuseum weltbekannt – werden rund 2.000 archäologische Funde aus der Sammlung des Vorderasiatischen Museums im Hauptgeschoss des Südflügels gezeigt. Nach der Sanierung und Erweiterung des Gebäudes im Rahmen des Masterplans Museumsinsel wird die ständige Ausstellung auf das Obergeschoss

erweitert werden können. Dieser Zuwachs an Ausstellungsfläche ermöglicht künftig die Präsentation zahlreicher Altertümer des alten Orients, die bisher nicht gezeigt werden konnten. Damit wird auch für die breite Öffentlichkeit die Stellung des Vorderasiatischen Museums als eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Institutionen für altorientalische Kulturgeschichte noch deutlicher erkennbar.

Ausgewählte Highlights des Vorderasiatischen Museums

Highlights des Vorderasiatischen Museums

Unmittelbar nach Beginn der Ausgrabungen in Babylon im Jahre 1899 fand Robert Koldewey hunderttausende von farbig glasierten Ziegelfragmenten. Den Berliner Wissenschaftlern gelang es, aus ihnen eine monumentale Toranlage mit Reliefschmuck zu rekonstruieren – das Ischtar-Tor. Die Wände des Tores sind auf leuchtend blauem Hintergrund mit Reliefs von Wildstieren und schlangenleibigen Drachen geschmückt. Diese sind die Repräsentanten babylonischer Gottheiten Adad und Marduk. Das prunkvoll ausgestaltete Ischtar-Tor wurde in der Regierungszeit des Königs Nebukadnezar II. errichtet (604 – 562 v. Chr.). Als eines von mehreren Stadttoren ist es Teil der Stadtmauer Babylons, die man zu den „Sieben Weltwundern der Antike“ zählte.

Die Prozessionsstraße von Babylon ist in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ischtar-Tor zu sehen. In Babylon selbst ist ihr Verlauf noch auf weite Strecken zu verfolgen. Reich dekoriert war jedoch nur ein Abschnitt von ca. 180 Metern Länge, der von Norden auf das Stadttor zuführte. Im Pergamonmuseum wurde gleichzeitig mit der Errichtung des Ischtar-Tores ein kleiner Abschnitt der Prozessionsstraße in verringerter Breite rekonstruiert. Auf beiden Seiten schreiten Löwen auf blauem Hintergrund. Der Löwe ist das Begleittier der Liebes- und Kriegsgöttin Ischtar. Beim babylonischen Neujahrsfest garantierten die drei göttlichen Wesen Löwe, Drache und Wildstier den Schutz der Festtagsprozession.

Die Fassade des Fürstenpalastes vom Tell Halaf wird künftig den Übergang vom neuen vierten Flügel des Pergamonmuseums zum Vorderasiatischen Museum bilden. Drei monumentale Götterskulpturen erheben sich auf den Rücken von zwei Löwen und einem Stier zu einer Gesamthöhe von ca. sechs Metern. Der späthethitische Palast wurde um das Ende des 9. Jahrhunderts v. Chr. in Nord-Syrien erbaut. Ein Teil der Skulpturen und Reliefs, die der Ausgräber Max Freiherr von Oppenheim geborgen hatte, kam durch Fundteilung nach Berlin. Im Zweiten Weltkrieg wurden die im Tell Halaf-Museum gezeigten Skuplturen zerstört. Zigtausende Basaltfragmente konnten geborgen und in jahrelanger Arbeit aufwändig restauriert werden.

Die erste Tafel des "Mittelassyrischen Gesetzes" entstand zur Regierungszeit des Königs Ninurta-apil-Ekur im Irak (1191-1179 v. Chr.). Die 58 Paragraphen behandeln fast ausschließlich Bekleidungsvorschriften sowie Angelegenheiten des Straf-, Frauen, Ehe- und Ehegüterrechts. Viele der Vorschriften sind bemerkenswert streng, wie nachfolgendes Beispiel zeigt: „§ 37 Wenn ein Bürger seine Ehefrau verstoßen will, so kann er, wenn er will, ihr etwas geben, ist er aber nicht gewillt, so braucht er ihr nichts zu geben: leer geht sie aus.“ Urkunden des täglichen Lebens zeigen jedoch, dass Frauen weit größere Freiheiten genossen haben. Die Gesetzestafel wird künftig im Obergeschoss des Südflügels des Pergamonmuseums zu sehen sein.